Ja, dieser Überzeugung sind viele Männer. Und tatsächlich ist die unbekannte Frau immer aufregender als die Eigene.
Biologisch sind Männer auf sexuelle Eroberungen und Verbreitung ihrer Samens programmiert, wie ich in meinem Buch Ekstase statt Porno beschreibe.
Deshalb gibt der erste Sex mit einer unbekannten Frau immer einen geilen Kick. Aber nur oberflächliche Menschen sind dauerhaft mit diesen „Sex-Kicks“ zufrieden. Wer eine Persönlichkeit mit Tiefgang hat, der wird durch oberflächlichen, rein genitalen Sex unzufrieden werden. Man kann das Ganze zwar durch verschiedene Frauentypen, Rollenspiele und sexuelle Settings kreativ ausweiten, aber irgendwann bleibt ein Gefühl von Einsamkeit und Leere zurück. Das Herz ist unbeteiligt und eine tiefere Beziehung wird vermieden. Denn geiler Sex bedeutet nicht unbedingt auch Nähe und Intimität mit einem Menschen. Um eine tiefere, wirklich intime Verbindung aufzubauen muss man Zeit mit einem Menschen verbringen. Man muss sich emotional einlassen, sein Herz öffnen und eine gemeinsame Reise mit dem Partner antreten, die beide Liebende transformiert. Diese Reise ist aber nicht nur durch Sonnenschein und Schönwetter geprägt – Herausforderungen und Initiationen müssen gemeistert werden, um innerlich daran zu wachsen. Wer nach der ersten Verliebtheitsphase, sobald Kritik, Abgrenzung und Streit aufkommt, den Partner verlässt, wird ewig ein Schönwettersegler bleiben und nie ein erfahrener Kapitän werden. Er bleibt in seinen Fähigkeiten stehen – als Liebhaber wie als Mann. Er wird am Ende seines Lebens immer noch ein Jugendlicher in der Liebe sein. Vor allem aber: sehr einsam und oft auch verbittert. Denn die Liebe macht den Sex erst ekstatisch. Und dann gibt es auch noch geheime, wesentliche höhere Ebenen in der gemeinsamen Sexualität zu entdecken. Wahrhaftiges Tantra zeigt Dimensionen in der Sexualität auf, die man in keinem Porno sehen kann und die kaum ein Paar kennt. So etwas vermitteln wir in unseren Tantra-Paarseminaren. Die Paare sind sehr überrascht, welche Tiefe und Intensität in der Sexualität möglich ist – oft nach Jahren oder sogar Jahrzehnten. Ja, es gibt Dimensionen, die man frisch verliebt mit dem neuen Partner nicht erreichen kann.
Um zur Überschrift zurück zu kommen: Sex in der Ehe ist langweilig. Das stimmt leider für die Paare, die ihre Sexualität nicht pflegen und zur Routine verkommen lassen. Für Paare, die sich Zeit für die gemeinsame Erotik nehmen, Tantrakurse besuchen, Massagen teilen und neue Liebesspiele entwerfen wird die Sexualität immer reifer und tiefer – wie ein guter, edler Wein. Und es gibt sogar spirituelle Dimensionen, die man in der gemeinsamen tantrischen Sexualität miteinander erleben kann ... Das Liebesleben in einer Partnerschaft öffnet Pforten für ganz andere Dimensionen des Liebestempels als in einer Affäre – ob man diese Pforten durchschreitet und in die Tiefen des Tempels vordringt oder sich nur in der Eingangshalle vergnügt, bleibt dabei jedem Paar selbst überlassen.